Raffaels Transfiguration Christi und die ›Heilung des besessenen Knaben‹.
Veröffentlichungsdatum: 24 Feb 2025 13:22
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URN: urn:nbn:de:bvb:355-kuge-630-9
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Kurzfassung
Dieser Artikel untersucht die komplexen thematischen Beziehungen in Raffaels letztem Altarbild mit der Darstellung der Verklärung Christi und der im unteren Bildbereich sichtbaren ›Heilung des besessenen Knaben‹. Die Analyse bezieht erstmals die zeitgenössische italienische Bibelübersetzung des Mönchs Niccolò Malermi ein, die seit 1471 in vielen Ausgaben kursierte. Die Analyse zeigt, dass Raffaels ikonografische Zweiteilung des Altarbildes auf die populären Illustrationen der ›Bibbia di Malermi‹ referenziert und zugleich eine völlig neue Art von Reflexionsbild bildet. Die Bedeutung der Audition der göttlichen Worte »Hic est Filius meus dilectus« rückt dabei in eine Schlüsselposition für die Verbindung der beiden Bildhälften: Während die Apostel oben die Vision der Verklärung Christi erleben, reagieren die Figuren unten in ihren emotionalen Gesten darauf, dass die Apostel den besessenen Knaben nicht zu heilen vermögen. Aus der bildmetaphorischen Verschränkung von akustischen und sinnlichen Phänomenen trennt und verbindet Raffael zwei Ereignisorte auf verschiedenen Realitäts- und Bezugsebenen in der Gleichzeitigkeit einer göttlichen Vision und Audition. Mit dieser Interpretation kann der seit den ästhetischen Räsonnements des 18. Jahrhunderts vielfach wiederholte Vorwurf, dass Raffael mit der Ungleichzeitigkeit der beiden in seiner Altartafel dargestellten Szenen gegen die Einheit der Zeit verstößt, aufgelöst werden.
Abstract (englisch)
This article examines the complex thematic relationships in Raphael’s last altarpiece depicting the Transfiguration of Christ and the ‘Healing of the Possessed Boy’ in the lower part of the picture. Taking into account the contemporary and popular italian translation of the Bible by the monk Niccolò Malermi, the analysis demonstrates that Raphael’s decision to iconographically divide the altarpiece into two parts references the popular illustrations of the ‘Bibbia di Malermi’, while concurrently establishing a novel form of reflecting image. The auditory perception of the divine utterance “Hic est Filius meus dilectus” is pivotal in establishing a connection between the two halves of the painting: While the apostles above experience the vision of Christ’s transfiguration, the figures below react in their gestures to the fact that the apostles are unable to heal the possessed boy. Raphael skilfully interweaves pictorial and metaphorical elements, bridging the gap between acoustic and sensual phenomena in two different places and levels of reality through the simultaneity of a divine vision and audition. This interpretation resolves the persistent accusation repeatedly made since the 18th century aesthetic rhetoric, that Raphael would violate the unity of time with the non-simultaneity of the two scenes depicted in his altarpiece.
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