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Ich verstehe meinen Kommentar als einen kleinen Zwischenruf, der mich schon länger umtreibt, sich bei dem Text von Lydia Haustein aber erneut aufdrängt: Es scheint mir in der Kunstgeschichte der letzten Jahre eine Tendenz zur hochfliegenden und gleichzeitig bodenlosen Formulierung zu geben, einen coolen Inter-/Trans- und was sonst noch -disziplinaritätswahn, eine Theorieadoration, die die zweifellos notwendige methodische Bewusstheit und Kenntnis neuerer Deutungsansätze ins Abstruse überzieht, eine Gegenstandsvergessenheit, von der man gar nicht weiß, wo sie noch hinführen soll. Was soll ein Satz wie der Folgende?

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»Für das Eindringen symbolischer Mischformen erscheint es nützlich, Edgar Winds Inspirationsquellen der Naturwissenschaft weiterzudenken und Begriffe wie Entropie, Stochastik, schwache und starke Emergenz oder auch die Beobachtung der Brownschen Molekularbewegung als Analogien beim Verständnis für kulturelle Prozesse aufzusuchen.« (Haustein, Absatz 8)

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Wenn ich das Geforderte seriös machen will, kostet mich das viel Zeit; und Arbeit in einem Bereich, von dem ich als Kunsthistoriker notwendigerweise nicht eben viel verstehe. Oder geht es nur darum, unsere ›Diskurse‹ möglichst trendy aufzumotzen?

Lizenz

Jedermann darf dieses Werk unter den Bedingungen der Digital Peer Publishing Lizenz elektronisch über­mitteln und zum Download bereit­stellen. Der Lizenztext ist im Internet abrufbar unter der Adresse http://www.dipp.nrw.de/lizenzen/dppl/dppl/DPPL_v2_de_06-2004.html

Empfohlene Zitierweise

Kohle H.: Kommentar zu Lydia Haustein: Übersetzung. Überlegungen zu einer Kultur der Globalisierung (Kunstgeschichte. Texte zur Diskussion 2009-7). In: Kunstgeschichte. Texte zur Diskussion, 2009-24 (urn:nbn:de:0009-23-18108).  

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