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Zusammenfassung
Der Maler und Grafiker Gerhart Bettermann (1910 – 1992) wird in kunsthistorischen Darstellungen vor allem in seiner Rolle als politischer Künstler gewürdigt, der sich 1933 - als »entarteter« Künstler bedrängt durch die Nationalsozialisten - im Norden Schleswig-Holsteins ansiedelte und sich auch nach dem Krieg politisch z.B. gegen Berufsverbote engagierte. Der Tenor auch prominenter Geleitworte zu Ausstellungskatalogen lautet, dass Bettermann sein ganzes Leben ein auf der Seite der Linken engagierter, »sozialkritischer« Künstler gewesen sei. Diese Darstellung entspricht nicht den historischen Tatsachen. Gerhart Bettermann war nicht der Künstler, der während der 1930er Jahre von den Nationalsozialisten permanent verfolgt wurde. Er war im Gegenteil Schöpfer eines Werkes »völkischer« Kunst und kooperierte eng mit der nationalsozialistischen Kappelner Stadtverwaltung und dem NSDAP-Bürgermeister.<1>
1936 erhielt Gerhart Bettermann vom Rat der Stadt
Kappeln den Auftrag, den Sitzungssaal auszumalen. Die Ausmalung war
durch eine anonyme Spende eines Privatmannes ermöglicht worden.
[1
<2>
In der bisherigen kunsthistorischen Darstellung
wird dementsprechend Bettermanns Malerei im Kappelner Rathaus als
politisch neutrale Darstellung von Motiven aus Handel und Gewerbe
bezeichnet, die erst durch Hinzufügungen (Hakenkreuze an der Decke)
durch örtliche Handwerksmeister »als nationalsozialistische Kunst
vereinnahmt wurde.«
[2
<3>
Eine zweiseitige Sonderbeilage des Kappelner
Schleiboten hingegen aus dem März 1937 zur »Einweihung des
neugestalteten Rathaussaales am 8. März 1937« ist erst im Juli 2010 von
Dr. Christina Kohla vom Kunsthaus Hänisch im Archiv der Stadt Kappeln
gefunden und damit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.
[4
<4>
In dieser historischen Sonderbeilage des
Schleibotens wurden neben einer Vielzahl von Abbildungen zur Ausmalung
des Saales durch Gerhart Bettermann drei Erläuterungen der Bedeutung des
Werkes abgedruckt. Die Autoren waren Gerhart Bettermann an erster
Stelle, Bürgermeister und NSDAP-Ortsgruppenleiter Dr. Bielenberg,
schließlich ein Dr. Schlee, der Dienststellenleiter des Gaukulturamtes
der NSDAP (der »Gau« Schleswig-Holstein entsprach weitgehend dem
heutigen Bundesland).
[5
<5>
Über der Bettermannschen Erläuterung fungierte eine seitenbreite Abbildung der »Stirnwand mit dem Bild des Führers« als Aufmacher der Beilage. Während die bisher schon bekannten Seitenwände der Saalmalerei mit den genannten Personen-Darstellungen für sich keinen expliziten politischen Gehalt besaßen, spitzte sich die raumumspannende Komposition auf der Stirnwand in zwei seitlich und spiegelbildlich angeordneten Figuren zu, die jeweils mit ihrem ausgestreckten Arm, einem Hitlergruß gleich, auf das zentral angebrachte Führerbild wiesen. Eine besondere ideologische Aufladung erhielt diese Komposition dadurch, dass beide Personen jeweils ein Kind zur Seite hatten, dem sie durch ihre Geste den rechten Weg in die Zukunft, den Weg zum Führer, wiesen.
<6>
Bettermann begann seinen Beitrag mit einem allgemeinen kunsthistorischen Exkurs: »Die Linie, auf der sich die Malerei in den vergangenen vier Jahren bewegte, zeigt neben dem augenscheinlichsten Moment, der Überwindung einer sich leergelaufenen und krankhaft übersteigerten Malepoche, eines am klarsten: Das Vordringen und das Sichdurchsetzen der Wandmalerei - gewachsen oder wiedererstanden aus dem >Gemeinschaftsgedanken<.«
<7>
Bettermann begrüßte damit in seinem Artikel offen
die nationalsozialistische Kunstentwicklung seit 1933 (»die vergangenen
vier Jahre«) und übernahm den von Hitler selbst im Buch »Mein Kampf«
eingeführten Begriff des »Krankhaften«, um die Kunst seiner Kollegen und
auch seine eigene von vor 1933 zu diffamieren. Welchen
Gemeinschaftsgedanken er demgegenüber positiv als Grundlage der neuen
und damit auch seiner Wandmalerei meinte, brauchte 1937 keinem Leser
erklärt zu werden. Es war die neue Volksgemeinschaft, die keine
Klassengegensätze kannte. Diese traditionell-ständische Ordnung
propagierte eine »Wiederherstellung« der »Ehre der Arbeit« (Hitler).
Dieses Gesellschaftskonzept fand großen Anklang in der Bevölkerung und
durchaus auch bei einem Teil der Künstler und Intellektuellen.
Bettermann, so zeigt es die Schleibotenbeilage, hatte sich vom
kommunistisch zum völkisch fühlenden und agierenden Künstler gewandelt.
Er war damit unter den Kulturschaffenden kein Einzelfall, wie Ian
Kershaw dies im ersten Teil seiner Hitlerbiografie ausführte.
[6
<8>
Im Katalog zur Ausstellung im Kappelner artforum
1989 schreibt Dr. Holger Rudel, dass 1937 »Bilder Bettermanns als
>entartet< gebrandmarkt und aus den Museen ausgesondert wurden«.
[7
<9>
Im Katalog zu den 1990er-Ausstellungen wurde die
Anerkennung im Kappeln des Nationalsozialismus noch als eine
Angelegenheit der Provinz dargestellt im Gegensatz zur den genannten
Bild-Entfernungen in den Großstädten.
[8
<10>
Ein möglicher Einwand, dass eine Listung als
»entarteter« Künstler eventuell nach der Einweihung des Rathausaales (in
der zweiten Hälfte des Jahres 1937) ihn wieder seine neue Anerkennung
durch die Nationalsozialisten gekostet haben könnte, wird unter anderem
durch die Aussage von Zeitzeugen aus Kappeln widerlegt. So hat
Bettermann nach diesen Berichten zumindest im Jahr 1938 zwei
Schulklassen des örtlichen Gymnasiums sein Werk im Rathaussaal selbst
erklärt.
[9
<11>
Zusätzlich gibt es Berichte, nachdem der
Kappelner SA-Chef Konrad Burose wohlhabende Kappelner Bürger in dieser
Zeit angegangen sei, doch Bilder des jungen Künstlers zu kaufen, der
sich mit seinem Rathauswerk so für die nationalsozialistische Sache
eingesetzt habe.
[10
<12>
In Flensburg wiederum hat der damalige
Oberbürgermeister Dr. Kracht im Jahr 1939 (»um 1939«, Museumsberg
Flensburg) ein Bild Bettermanns für ein städtisches Büro angekauft.
[11
<13>
Ein weiterer Einwand könnte sein, dass im Raum
Kappeln die Nationalsozialisten möglicherweise nur dem Namen nach solche
gewesen sein könnten. Schließlich hatte Bettermann, nachdem sein Freund
aus der Vagabundenbewegung, Alfred Frank, 1933 verhaftet worden war,
und zudem eines seiner Bilder in Berlin im Januar des Jahres aus einer
Ausstellung entfernt worden war, hier Unterschlupf gesucht.
[13
<14>
Auch dieser Versuch einer Ehrenrettung für
Bettermann kann angesichts der historischen Tatsachen nicht bestehen. In
Kappeln fanden ab April 1933 bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges
gegenüber den jüdischen Mitbürgern alle Arten von Anfeindungen,
Drangsalierungen und Diskriminierungen statt - wie in anderen Regionen
in Nazi-Deutschland auch. Es gab nach mündlicher Aussage von Herrn
Johnny Blunt, in Kappeln geboren als John Eichwald, schon im April 1933
einen Boykottaufruf gegen das Geschäft des Vaters und des Onkels (zudem
dokumentiert durch eine Fotografie).
[14
<15>
Der Nationalsozialismus zeigte sich in Kappeln in
den 1930er Jahren somit offen von seiner verbrecherischen Seite. Dies
wiederum war nicht etwa das Werk einzelner isoliert agierender
Funktionäre. Kappeln war schon sehr früh politisch eine Hochburg der
Nationalsozialisten bezogen etwa auf die Ergebnisse der Reichstagswahlen
[18
<16>
Im Gegensatz zum Bild des Verfolgten des
Naziregimes und des dauerhaft politisch links Engagierten, das er selbst
überaus erfolgreich nach dem Krieg von sich gezeichnet hatte, erweist
sich Gerhart Bettermann bei einem Blick auf die historischen Fakten als
Opportunist, der sich nicht scheute, gemeinsame Sache mit den
Nationalsozialisten zu machen und zudem auch noch öffentlich Partei für
deren Kulturpolitik zu ergreifen.
[20
<17>
Er war kein »entarteter« Künstler, sondern einer, dessen frühe Werke zwar aus den Museen entfernt wurden, der sich gleichzeitig aber als gereifter Künstler zum völkischen Maler gewandelt hatte und damit höchste Anerkennung im Land (»Gau«) Schleswig-Holstein fand.
<18>
Die Biografie Gerhart Bettermanns muss neu geschrieben werden und in diesem Zusammenhang ergeben sich eine Reihe von Fragen, die zu klären sind. Zwei dieser Fragen sollen kurz angerissen werden.
<19>
Im von Dr. Uwe Beitz geschriebenen Katalog zu den 1990er-Ausstellungen wird ein Widerspruch zwischen einer Aussage in dem schon erwähnten undatierten Zeitungsartikel und Bettermanns eigener Darstellung seiner ersten Jahre in Schleswig-Holstein benannt. Nach dem Zeitungsartikel (vermutlich 1937) habe der Künstler 1934 ein Stipendium des Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda (in Berlin) bekommen, um eine Studienreise nach Schleswig-Holstein zu unternehmen. Bettermann erklärte 1989 hierzu, dass ein Freund ihm zwar dieses Stipendium vermitteln wollte, dass dieses aber an der Entdeckung scheiterte, dass er Mitglied der kommunistisch orientierten ASSO gewesen war. Der Katalogtext folgte damals Bettermanns Darstellung.
<20>
Da Bettermann aber Berlin schon 1933 verlassen
hatte, weil Goebbels persönlich, so Bettermann, eines seiner Bilder aus
einer Ausstellung am Funkturm abgehängt habe, ist Bettermanns Version
nicht sonderlich plausibel. Auch der genannte Maler-Freund wird von
Bettermanns Abreise und seinen Problemen (Verhaftung von A. Frank)
erfahren haben. In dieser Situation ein Stipendium ausgerechnet beim
Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda für Bettermann zu
beantragen, ergibt wenig Sinn. Wie im Katalog damals schon angedeutet,
wird aus den Quellen und Bettermanns eigenen Aussagen nicht recht klar,
was 1933/34 »in Berlin tatsächlich geschehen ist«.
[21
<21>
Zu den allgemein anerkannten Leistungen Gerhart Bettermanns gehört seine Aufbauarbeit bei und mit dem Berufsverband Bildender Künstler. Unter anderem geht die Einrichtung des Brunswiker Pavillons in Kiel auf ihn zurück.
<22>
Im Katalog der Stadt Kappeln zur Ausstellung dort
1989 beschreibt er die Initialzündung zu seiner landesweiten
Organisationsarbeit wie folgt: »1954 […] besucht mich zufällig ein Herr
von der Regierung […] und sagte: Sie können sich gar nicht vorstellen,
Herr Bettermann, was das für ein Theater ist, die ganzen
Flüchtlingskolleginnen und -kollegen von ihnen kommen und rennen mir die
Bude ein den ganzen Tag. Der eine will 10.- DM haben, der andere möchte
50.- DM haben für jenes, der dritte hat keine Farbe […].«
[22
<23>
Es ist erstaunlich, dass 1954, in einer Zeit, in
der Bettermann seit 15 Jahren nicht in Schleswig-Holstein ausgestellt
hatte, sich ein Vertreter des Kultusministeriums ausgerechnet zu Gerhard
Bettermann ins abgelegene Dörfchen Winnemark begibt, um die Lösung der
Probleme der vielen auch neu ins Land gekommenen Künstler in der
Nachkriegssituation zu besprechen. Bettermann war dabei nach eigener
Aussage die Jahre vorher über lange Jahre eine Zweifelnder und Suchender
gewesen, der seine Schaffenskraft mehr auf den Ausbau seines Hauses
gelegt hatte.
[23
<24>
Wenn man die Biografien der damals handelnden
Personen in Politik und Kultur in Schleswig-Holstein betrachtet, gibt es
allen Anlass an der »Zufälligkeit« des Besuches zu zweifeln. Der schon
erwähnte Dr. Schlee des NSDAP Gaukulturamtes, der 1937 mit seinem
Ausspruch, »Was in Kappeln geschaffen worden ist, ist vorbildlich!« den
Untertitel der Schleibotenbeilage geliefert hatte, war ungeachtet seiner
NSDAP-Vergangenheit inzwischen Leiter des Volkskundemuseums in
Schleswig auf Schloss Gottorf geworden. Die Landesregierung unter
Ministerpräsident Walter Bartram (CDU) setzte sich ab 1950 bis auf eine
Ausnahme ebenfalls nur aus ehemaligen NSDAP-Mitgliedern zusammen.
[24
<25>
Dr. Helmut Lemke war ursprünglich als
NSDAP-Mitglied Bürgermeister von Eckernförde - auf seine Anordnung hin
sollen Eckernförder SPD- und KPD-Mitglieder verhaftet worden sein, von
denen schließlich zwei später umgebracht wurden.
[26
<26>
Als weitere Person, die als Mitglied der Landesregierung 1954 Bettermann besucht haben könnte, käme der frühere Flensburger Oberbürgermeister und SS-Offizier Dr. Kracht in Frage. 1939 hatte Dr. Ernst Kracht noch in seiner Amtsfunktion ein Bild Bettermanns angekauft (s.o.) und in diesem Jahr 1954 war er Chef der Landeskanzlei der Regierung unter Kai-Uwe von Hassel geworden.
<27>
Dies sind nur Vermutungen und Überlegungen. Für sie spricht zumindest aber wesentlich mehr als für die Aussage, dass es der reine Zufall war, der einen Vertreter des Kultusministeriums 1954 nach Winnemark geführt haben sollte.
<28>
Gerhart Betterman hat in den 1960er bis 1980er
Jahren politische Probleme der Bundesrepublik Deutschland von einer
hohen moralischen Warte aus kommentiert und kritisiert. Eine solche
Warte sollte nur einnehmen, wer selbst in entscheidenden moralischen und
politischen Fragen integer ist. Gerhart Bettermann war, wie sich jetzt
herausstellt, keineswegs integer. Er war über Jahre ein Rädchen in der
NSDAP-Kulturpropaganda. Er hat zudem nach dem Krieg bewusst
Informationen zu dieser Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten
gegenüber Kunsthistorikern zurückgehalten und stattdessen nur
unverfängliches Material herausgegeben und damit seine eigene Rolle
zumindest für die Jahre 1936 bis 1938 historisch falsch dargestellt.
Eine gründliche kunsthistorische Aufarbeitung zu dieser anderen Seite
der Biografie Gerhard Bettermanns ist auch deshalb dringend notwendig,
da er in der Vergangenheit in wichtigen Publikationen zu einer Leitfigur
umgezeichnet worden ist, die er tatsächlich nicht war.
[27
Nachtrag: Die Wandmalerei Bettermanns im Rathaussaal nach dem Krieg
<29>
Das historische Rathaus am Markt wurde 1972 abgerissen.
[28
<30>
Direkt nach Kriegsende hatte man als erste
Maßnahme das Hitlerbild an der Stirnseite Saal abgehängt. Dies berichtet
die Malerin Gerda Schmidt-Panknin, die 1945 von der englischen
Verwaltung in der Entnazifizierungskampagne eingesetzt war und deshalb
im Rathaus zu tun hatte.
[31
Nicolaus Schmidt wurde 1953 in Arnis/Schlei geboren. Er absolvierte von 1971 bis 1976 sein Studium an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg und der Universität Hamburg (Geschichte und Pädagogik). Von 1978 bis 1990 war er als Kunsterzieher und Geschichtslehrer in Hamburg tätig. Seit 1991 ist er freischaffender Künstler in Berlin.
Postadresse: Nicolaus Schmidt, Kollwitzstraße 52, 10405 Berlin
E-Mail: Nicolaus.schmidt@gmx.de, www.nicolaus-schmidt.com, http://de.wikipedia.org/wiki/Nicolaus_Schmidt
[1] Städtisches Museum Schleswig, Gerhart Bettermann Malerei und Grafik 1922-1989, Veröffentlichung des Städtischen Museums Schleswig Band 4, Schleswig 1990, S.18. (Katalog zu den Ausstellungen im Nissenhaus, Husum, Gustav-Stresemann-Institut, Bonn, Städtisches Museum, Schleswig, Katalogtext: Dr. Uwe Beitz)
[2] Städtisches Museum Schleswig, 1990 (wie Anm.1), S. 18.
[3] Städtisches Museum Schleswig, 1990 (wie Anm.1), Anmerkungen 41 und 42 auf Seite 24.
[4] Der Schleibote, Kappeln, 9. März 1937.
[5] Prof. Dr. Ernst Schlee, 1910 - 1994, war nach 1945 Direktor des Volkskundemuseums auf Schloss Gottorf.
[6] Ian Kershaw, Hitler 1889–193, Stuttgart 1998.
[7] Magistrat der Stadt Kappeln, Gerhart Bettermann - Malerei und Graphik, Kappeln 1989.
[8] Städtisches Museum Schleswig, 1990 (wie Anm.1), S. 18.
[9] Dies berichtete die Malerin Gerda Schmidt-Panknin in einem Gespräch mit dem Autor im August 2010. Anfang 1938, kurz vor dem Abitur, habe ihre Klasse unter der Leitung des Klassenlehrers der Prima, Dr. Bürgin, den Rathaussaal als Exkursion besucht, ebenfalls dabei gewesen sei die Obersekunda. Gerhart Bettermann als Schöpfer des Werkes habe seine Arbeit erklärt und auf Fragen der Schüler geantwortet. Laut Schmidt-Pankin gab es unter den Schülern sogar eine versteckte Kritik an dem Werk. Ein Mitschüler, Sohn eines ehemaligen SPD-Politikers, versuchte mit einer despektierlichen Frage nach der Art der Tiere (es sollten Pferde sein) in der Wandmalerei eine kleine Stichelei und wurde entsprechend gemaßregelt.
[10] Nach Aussage zweier Kappelner Bürgerinnen soll ein Geschäftsmann, in den späten 1930er Jahren vom Kappelner SA-Chef Konrad Burose angegangen worden sein, doch Bilder von Gerhart Bettermann zu kaufen, weil dieser sich mit der Ausmalung des Rathaussaales um die nationalsozialistische Sache verdient gemacht habe und unterstützt werden müsse. Die Aussagen erfolgten unabhängig voneinander zum einen im August 2010 direkt gegenüber dem Autor, zum anderen gegenüber Gerda Schmidt-Panknin vor einigen Jahren. Von Gerda Schmidt-Panknin stammt auch der Hinweis, dass Burose Schleswag-Stromableser war.
[11] Inventarnummer 14954 Museumsberg Flensburg: http://www.museensh.de/ml/digi_einzBild.php?digiID=&s=1&pid=m1k0BCsUJLaaj7ij8HsFs080118&b=4233&LK=rein&LKanz=&page=&suce=&action=&inst=&mab_id=&sam=&nameInst=&r =
(online eingesehen am 30.9.2010 ).
[12] Angaben zu Krachts Funktionen bis 1945 unter: http://www.koeblergerhard.de/Rechtsfaecher/Person909.htm (online eingesehen am: 30.9.2010).
[13] Text des Künstlermuseums Heikendorf im Internet zur Ausstellungsreihe 2010, eingesehen am 15. 8. 2010.
[14] Tonaufnahme des Besuchs von Herrn Johnny Blunt in der Klaus-Harms-Schule 1988, wiedergeben auf der CD-Rom des Geschichtsleistungskurses der KHS, Kappeln 2002, Leitung: Büchsel/Günsoy s.u..
[15] Konrad Burose wurde 1948 zusammen mit zwei weiteren Gesinnungsgenossen auf Betreiben von Johnny Blunt (John Eichwald), der als Kind über einen der bekannten Kindertransporte nach England entkommen konnte, in Kappeln verhaftet und im selben Jahr in Flensburg als einer der Rädelsführer der Zerstörungen und Plünderungen in der Pogromnacht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. (s. CD-Rom 2002, Anm. 14) Für die Deportation der Familie Eichwald wurde keiner zur Rechenschaft gezogen.
[16] Aussage von Johnny Blunt 1988, CD-Rom 2002 (wie Anm. 14).
[17] Hartmut Büchsel, Peter Günsoy, Ein Kappler Jung - Die Geschichte des John Eichwald, in: Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte Heft 47, 2006
[18] Fritz-Werner Dehncke, Die Geschichte Kappelns während der Zeit des Nationalsozialismus, Kappeln 1988, S. 16. In der Reichstagswahl 1932 z.B. erhielt die NSDAP in Kappeln 53,9 % der Stimmen bei einem Ergebnis im Reichsgebiet von 33,1 %.
[19] Uwe Danker, Astrid Schwabe, Schleswig-Holstein und der Nationalsozialismus, Neumünster 2005, S. 40.
[20] Magistrat der Stadt Kappeln, 1989 (wie Anm. 7) s. Interview mit Heinz Günter Quadflieg und Johannes Callsen ab S. 4; auf S.12 erzählt Bettermann z.B., dass er sich in der Nazi-Zeit um das Aufhängen eines Führerbildes in seinem Haus oder das Aufhängen einer Hakenkreuzfahne herum gemogelt habe und sich gegenüber dem Ortsbauernführer dafür rechtfertigen musste. Er schließt mit den Worten »Es war nicht einfach« und unterstreicht damit den Eindruck, dass er sich in dieser Zeit von den Nationalsozialisten ferngehalten habe.
[21] Städtisches Museum Schleswig, 1990 (wie Anm.1), S. 14.
[22] Magistrat der Stadt Kappeln, 1989 (wie Anm. 7) Interview, zitiert nach Städtisches Museum Schleswig, 1990 (wie Anm.1), S. 20.
[23] Städtisches Museum Schleswig, 1990 (wie Anm.1), 19.
[24] Uwe Danker, Astrid Schwabe, 2005 (wie Anm. 19), S. 178.
[25] Städtisches Museum Schleswig, 1990 (wie Anm.1), S. 20.
[26] Jessica von Seggern: Alte und neue Demokraten in Schleswig-Holstein. Demokratisierung und Neubildung einer politischen Elite auf Kreis- und Landesebene 1945 bis 1950, in: Historische Mitteilungen, Beihefte, Bd. 61, Stuttgart 2005; Darstellung nach: Wikipedia-Deutschland, Artikel »Helmut Lemke (Politiker)« in der Fassung vom 15.9.2010, 22:49. Nach diesem Artikel wurde Lemke 1976 von Klaus Staeck wegen seiner NS-Vergangenheit angegriffen. Karl-Otter Meyer vom SSW habe Lemke dagegen bescheinigt, sich nach dem Krieg glaubhaft zu einem Demokraten gewandelt zu haben.
[27] Geleitwort des damaligen Ministerpräsidenten Björn Engholm zum Ausstellungskatalog Kappeln 1989, Magistrat der Stadt Kappeln, 1989 (wie Anm. 7), S. 2.
[28] Hans-Peter Wengel, Die drei Rathäuser Kappelns, Stadtarchiv Kappeln 2002, als pdf-Text unter www.kappeln-eschmidt.de .
[29] Städtisches Museum Schleswig, 1990 (wie Anm.1), Anmerkung 53, S. 25.
[30] Nach Herrn Eckhard Schmidt, Kappeln, war die Wandmalerei bereits ca. 1962/62 nicht mehr vorhanden, in dieser Zeit hatte er beruflich im Rathaus zu tun. Gespräch mit dem Autor September 2010.
[31] Gespräch des Autors mit der Künstlerin, im August 2010 (wie Anm. 9).
Jedermann darf dieses Werk unter den Bedingungen der Digital Peer Publishing Lizenz elektronisch übermitteln und zum Download bereitstellen. Der Lizenztext ist im Internet abrufbar unter der Adresse http://www.dipp.nrw.de/lizenzen/dppl/dppl/DPPL_v2_de_06-2004.html
Schmidt N.: Die Ausmalung des Kappelner Rathaussaales 1937 – die andere Seite der Biografie des Gerhart Bettermann. In: Kunstgeschichte. Texte zur Diskussion, 2011-10 (urn:nbn:de:0009-23-28534).
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