Heinrich Wölfflins Dissertation Prolegomena zu einer Psychologie der Architektur von 1886 ist hier als externe Ressource eingebunden:
http://www.tu-cottbus.de/BTU/Fak2/TheoArch/D_A_T_A/Startseite.htm
Wir danken dem Lehrstuhl für Theorie der Architektur der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus für die Genehmigung zur Verlinkung mit seinem Digitalen Archiv der Theorie der Architektur.
Heinrich Wölfflins Frühwerk und insbesondere seine Dissertation Prolegomena zu einer Psychologie der Architektur von 1886 ist im Vergleich zu seinen klassischen Schriften heute weniger bekannt. Den Status als Gründervater der Formgeschichte erlangte der Schweizer Kunsthistoriker mit seinen späteren Werken, die ihren Ausgangspunkt nicht mehr in der Psychologie nahmen, sondern in der pointierten Beschreibung und Kontrastierung formaler Aspekte eines Werkes.
Die Wendung gegen die idealistischen Form-Ästhetiker, die Wölfflin unter dem Einfluss seiner der Einfühlungspsychologie und -ästhetik zugeneigten Lehrer vornahm, will in das Bild, das wir von ihm haben, nicht so recht hinein passen. Erstaunlich modern aber wirkt seine psychologisch akzentuierte Dissertation, die von der These ausgeht, dass der Wert des Kunstwerkes in dessen Angebot zu suchen ist, eine »Selbstversetzung« des Betrachters oder Hörers zu ermöglichen, allemal. Dass die Gegenstandswahrnehmung nicht von einem »unkörperlich auffassenden Geist« vorgenommen wird, ist heute eine geläufige Erkenntnis, die vor allem auch die Hirnforschung vertritt. Die Analogisierung von menschlichem Körper und architektonischer Form könnte eine moderne Kunstgeschichte interessieren, die den Körper in den Mittelpunkt ihres Interesses stellt. Auch der ›spatial turn‹ wird sich mit Gewinn auf die kurze Schrift zurückbeziehen können, so wie überhaupt die Einfühlungspsychologie eines Theodor Lipps, Robert Vischer oder Johannes Volkelt nach ihrer Neutralisierung durch die Phänomenologie eine Neubewertung verdient hätte.
hubertus kohle (ludwig-maximilians-universität münchen)
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Wölfflin H.: Prolegomena zu einer Psychologie der Architektur (1886). In: Kunstgeschichte. Texte zur Diskussion, 2008-5 (urn:nbn:de:0009-23-17096).
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