Überlegungen zu Vermeers Spätwerk
Veröffentlichungsdatum: 22 Jun 2011 13:26
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URN: urn:nbn:de:bvb:355-kuge-176-7
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Kurzfassung
Die bisherige Forschung beschreibt Jan Vermeers »Spätwerk« fast durchwegs nur unter negativen Vorzeichen. Bereits 1911 urteilte Eduard Plietzsch, dass »die künstlerische Spannkraft in den Bildern der letzten Jahre gelockert (erscheine) und das malerische Empfinden getrübt« sei. Und Seymour Slive sieht noch 1995 in den um und nach 1670 bis zu Vermeers Tod 1675 entstandenen Gemälden »evidence of a weakening of Vermeer’s creative power«. Dieses Urteil möchte der vorliegende Aufsatz revidieren, indem er einerseits die Kategorie des »Spätwerks« kritisch reflektiert und andererseits erstmals versucht, die Bildsprache dieser Werke im Sinne von Svetlana Alpers Diktum »taking pictures seriously« ernst zu nehmen. Dazu wird zunächst das »Spätwerk« Vermeers im Einklang mit der Forschung im Umfang bestimmt (drei Werke des »Übergangs« und drei der »Spätzeit«), um dann diese Bilder zuerst unter dem Aspekt der ihnen eigenen Temporalität sowie anschließend ihrer Rezeptionsstruktur in Gegenüberstellung zu den Gemälden der 1660er Jahre zu analysieren. Es geht dabei nicht um eine ästhetische Aufwertung des »Spätwerks« Vermeers, sondern um eine Bestimmung der differentia specifica dieser Bilder in Abgrenzung zum »klassischen« OEuvre. Das »Spätwerk« zeichnet dabei – im Gegensatz zu den »reifen« Werken – nicht eine auf Dauer gestellte, in sich ruhende Temporalität aus, sondern eine durch Unterbrechungen gestörte, zugespitzte Momentanität, die den Betrachter aktiviert, involviert – und zugleich verstört.
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